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Wie “Das Nachbarhaus in der Lustig-Prean-Gasse” die Britische Botschaft wurde

Das Bauministerium mag bereits Überlegungen zur Unterbringung der Büros angestellt haben. Ich bezweifle, dass es möglich wäre, die Bürofläche durch einen Neubau im Hof zu erweitern. Wenn nicht, könnte man vielleicht das Nachbarhaus in der Lustig-Prean-Gasse (Nr. 10) erwerben, das jetzt in Wohnungen aufgeteilt ist und groß genug wäre, um alle Einrichtungen und das Konsulat unterzubringen.”

Wir haben in jüngster Zeit zwei Blogs zu unseren Gebäuden in Wien veröffentlicht. Der eine befasst sich mit der mehrmaligen Änderung des Straßennamens unserer Botschaft, in der sich die Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert widerspiegelt. Im zweiten geht es um die historische Botschafterresidenz von 1875, die nach dem Anschluss 1938 an das Nationalsozialistische Fliegerkorps verkauft und nach dem Krieg zurückerworben und restauriert wurde.

Bei meinen Recherchen zu diesem Blog bin ich auf die oben zitierte Passage zur Lustig-Prean-Gasse – ein früherer Name der Jaurèsgasse – gestoßen, sie stammt aus einem Brief vom 23. Februar 1945 von Henry Mack von der “Alliierten Kommission für Österreich (britisches Element)”. Mack wurde später Botschafter in Österreich. Die Botschaft befand sich, obwohl die jetzige Jaurèsgasse genannt ist, seit 1945 in der nahegelegenen Reisnerstraße 40. Die heutige Botschaft wurde erst 1989 eröffnet, an genau dem Ort, den Mack so viele Jahre zuvor genannt hatte. Wie kam es dazu?

Wie aus den Akten hervorgeht, befanden die Alliierten bei ihrer Ankunft in Wien 1945 die alte Botschaft in der Metternichgasse 6 nach Bombenschäden für unbewohnbar [insert link to second blog]. Der Wohnblock hinter der Botschaft, auf den Mack sich bezieht, war zerstört worden, ebenso der Dienstbotenflügel der alten Botschaft. Während weiter darüber diskutiert wurde, ob man das Gebäude in der Metternichgasse 6 zurückerwerben sollte, wurde die Residenz vorübergehend in die Metternichgasse 12 verlegt, und die Büros zogen in die Reisnerstraße 40. Wie in unserem vorangegangenen Blog beschrieben, wurde die Residenz in der Metternichgasse 6 später zurückgekauft und restauriert und ab 1952 von Sir Harold Caccia wieder bewohnt.

Als 1950 die Entscheidung für den Rückkauf der Residenz fiel, waren die Bombenschäden auf den von Mack erwähnten beiden Grundstücken an der Ecke Salesianergasse / Jaurèsgasse beseitigt worden. Im Juli 1950 reiste ein Architekt des Bauministeriums, Sorotkin, nach Wien. Er empfahl nicht nur die frühere Residenz zurückzukaufen und instand zu setzen, sondern auch die Grundstücke in der Salesianergasse zu erwerben, „vor allem, um die Annehmlichkeiten der Nr. 6 zu behalten und gleichzeitig einen Garten für die Residenz des Gesandten anzulegen“. Am 26. Oktober 1950 kaufte die britische Regierung beides.

Die erste Nutzung der neu erworbenen Grundstücke war tatsächlich als Garten. Hierzu gibt es ein Schreiben vom 28. Oktober 1950 von J.D. Fraser vom Bauministerium (es war damals im Lambeth Bridge House untergebracht, und in diesem Gebäude trat ich 29 Jahre später, am 3. Oktober 1979, meinen Dienst im Umweltministerium an, einem Nachfolger des Bauministeriums). Es verweist auf Gespräche mit der Frau des Botschafters, Lady Caccia, die ihre Vorstellungen bezüglich des Hauses in der Metternichgasse 6 deutlich zum Ausdruck brachte: „man sollte jetzt mit der Wiederanlage des Gartens anfangen … im Winter kann man zwar nicht viel Gartenarbeit erledigen, aber es gibt eine Menge Vorarbeiten, die geleistet werden könnten … man könnte sofort damit anfangen, den Boden zu ebnen und die Krater aufzufüllen usw., mit dem Geld von diesem Jahr.“ 

Die Büros in der Reisnerstraße um die Ecke waren nicht sonderlich beliebt. Ein E.C. Inston schrieb bereits 1949: “meiner Meinung nach sollte London unbedingt eine Entscheidung über die Zukunft dieses Gebäudes treffen. Wir können es nicht auf Dauer requirieren … ich schlage vor, Sie dringen auf eine baldige Entscheidung.“

Als ich jedoch 1984 als Zweiter Botschaftssekretär und Presseattaché nach Wien kam, befand sich die Britische Botschaft immer noch in der Reisnerstraße. Aber das sollte sich ändern.

Reisnerstraße

Am 7. März 1983 hatte der Rechnungsprüfungsausschuss des Unterhauses in einer Befragung des damaligen Staatssekretärs und Chefs des diplomatischen Dienstes, Sir Antony Acland, kritisch angemerkt, dass die Wiener Residenz und ihr Garten zu groß wären. Als der Staatssekretär entgegnete, dies habe historische Gründe und das Gebäude sei von 1875, stellte der schottische Labour-Abgeordnete John Maxton (jetzt Baron Maxton of Blackwaterfoot in Ayrshire) die Frage: „Würden Sie mir zustimmen, dass das österreichisch-ungarische Reich 1918 verschwunden ist?“  Sir Antony blieb nichts anderes übrig als zu antworten: „Ja“.

Ein Mr. A. Montague Alfred von der Property Services Agency, der neben Sir Antony befragt wurde, kam ihm mit der Bemerkung zu Hilfe, seine Behörde habe empfohlen, das zusätzliche Land „für den Bau von Büros“ zu nutzen.

Drei Jahre später, nämlich 1986, begannen die Bauarbeiten für die neue Botschaft an der Ecke Salesianergasse / Jaurèsgasse.

Das neue Bürogebäude wurde 1989 eingeweiht und bietet seither Raum für die bilaterale Botschaft, die britische Delegation bei der OSZE und die britische Mission bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen in Wien. Da ich und andere Angehörige der drei Vertretungen die schöne Residenz regelmäßig für offizielle Veranstaltungen nutzen, verfügen wir letztlich über ein herrliches Ensemble, bestehend aus der Residenz, dem neuen Bürogebäude und einem dazwischenliegenden Garten, alles in wenigen Minuten fußläufig zu erreichen.

Henry Mack wäre begeistert.

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