31st August 2021 Vienna, Austria
Ein großes kulturelles Geschenk
Als ich im März 2015 beschloss, mich als Botschafter in Österreich zu bewerben, unternahm ich eine Reise nach Wien. Ein kluger Freund schenkte mir das Buch The Hare with Amber Eyes (Deutsche Übersetzung: Der Hase mit den Bernsteinaugen) des britischen Keramikkünstlers und Schriftstellers Edmund de Waal.
Das Buch ist eine der eindrucksvollsten Schilderungen des Holocausts und seiner Auswirkungen auf eine einzelne Familie, die ich je gelesen habe. Es beschreibt anschaulich die Verbindungen zwischen Wien, der Familie Ephrussi (von der Edmund de Waal abstammt) und dem Verlust, den diese Familie 1938 und danach erlitt. Die Geschichte einer Sammlung von 264 japanischen Netsuke-Figuren dient hierbei als Bindeglied zwischen den einzelnen Epochen der Handlung.
Als ich 2016 nach Wien kam, war ich hocherfreut, Edmund de Waal in der von ihm kuratierten Ausstellung During the Night im Kunsthistorischen Museum zu begegnen (fett und kursiv gedruckte Links verweisen auf andere Beiträge in diesem Blog).
Er bot damals großzügigerweise an, eines seiner Kunstwerke, metamorphosen l, der britischen Staatlichen Kunstsammlung (Government Art Collection (GAC)) als langfristige Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Mehr darüber und auch über seinen Vortrag um 2 Uhr morgens im Kunsthistorischen Museum können Sie in meinem Beitrag Recollections of loss – Edmund de Waal in Vienna nachlesen. Er enthält auch ein Video von Penny Johnson, der Direktorin der GAC, über die Kunst in der Britischen Botschaft in Wien und die Installation von metamorphosen l.
2018 schenkten die Familien de Waal und Ephrussi dem Jüdischen Museum in Wien das Ephrussi-Familienarchiv und stellten dem Museum gleichzeitig einen Teil der berühmten Netsuke-Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung. Bei dieser Gelegenheit hatte ich das Privileg, Edmunds Vater Victor kennenzulernen, der das Palais Ephrussi als Kind besucht hatte, bevor es 1938 von den Nazis enteignet wurde.
Im März 2021 hat Edmund nun großzügig angeboten, metamorphosen l der GAC zu schenken. Ich freue mich, dass dieses wichtige Kunstwerk für immer in der Britischen Botschaft in Wien verbleiben wird und dass meine Freundschaft mit ihm dies mit ermöglicht hat.
Ich wünsche mir, dass künftige Generationen von Botschaftern in Wien, wenn sie das Haus mit metamorphosen l teilen, davon ebenso beeindruckt sein werden wie ich.