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Ein französischer Pazifist, eine britische Botschaft und ein “britischer Schindler”

Der französische Politiker Jean Jaurès, manchmal als „einer der ersten Sozialdemokraten“ bezeichnet, wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Paris ermordet. Am besten bekannt ist er vielleicht für seinen Antimilitarismus und seine Bemühungen, den drohenden Krieg abzuwenden. Der Wikipedia-Artikel unter dem Link enthält ergreifende Details, zum Beispiel, dass Jaurès von einem französischen Nationalisten in den Rücken geschossen wurde, als er am 31. Juli 1914 sein Abendessen im Café du Croissant einnahm. Österreich-Ungarn hatte Serbien am 28. Juli den Krieg erklärt, Deutschland erklärte Frankreich am 3. August den Krieg.

„Nie befand sich Europa in den letzten 40 Jahren in einer bedrohlicheren und tragischeren Lage“, warnte er im Frühjahr 1914. Die folgenden Ereignisse sollten ihm Recht geben.

Fünf Jahre später wurde ihm zu Ehren die Richardsgasse im dritten Wiener Gemeindebezirk in Jaurèsgasse umbenannt. Sie ist eine der wenigen Straßen in Wien mit einem Accent grave (lassen Sie es mich wissen, wenn Sie andere kennen); ihr Name wird oft falsch ausgesprochen.

Die Straße wurde in den 1870er Jahren angelegt, auf einem Stück Land, das dem Fürsten Metternich gehörte, dessen Palais am Rennweg 27 heute die italienische Botschaft ist. In der Nähe befinden sich die britische, russische, iranische, chinesische und (vor kurzem abgerissene) deutsche Botschaft sowie die markante russisch-orthodoxe Kirche. In der Straße steht auch ein großer Gemeindebau, der 1952-53 errichtet wurde, um die Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu lindern.

Die Anglikanische Kirche in der Jaurèsgasse, gebaut nach einem Entwurf des Architekten Viktor Rumpelmayer, wurde am 8. Juli 1877 eröffnet. In der Zeit vor 1939 wurden dort an die 1800 Juden getauft, eine Geschichte, die an “Schindlers Liste” erinnert.

Die Jaurèsgasse wurde im Lauf der Jahre mehrmals umbenannt:

Für die meisten Briten ist die Umbenennung einer Straße eher ungewöhnlich. Die Häufigkeit, mit der dies in Mittel- und Osteuropa geschieht, erinnert daran, welch unruhige Zeit das 20. Jahrhundert in weiten Teilen Europas war. Ein empfehlenswertes Buch zu den extremsten Erscheinungen dieser Zeit ist „Bloodlands: Europe Between Hitler and Stalin“ von Timothy Snyder (2010).

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