Der Herzog von Wellington starrt quer durch den Raum zu Königin Victoria, während Kaiser Franz Joseph I. – in voller Montur mit Schärpe und Rauschebart – teilnahmslos zuschaut. Das ist nicht etwa die Handlung eines historischen Romans, sondern es sind die Gemälde im Speisesaal der Botschafterresidenz in Wien.
Kunstwerke der Government Art Collection (GAC) sind in Gebäuden der britischen Regierung in fast jeder Hauptstadt ausgestellt und bilden somit die am weitesten verstreute Sammlung britischer Kunst.
Die Sammlung fördert britische Kunst und spielt als Vermittlerin britischer Kultur und britischer Werte eine Schlüsselrolle in unserer Kulturdiplomatie. Nirgendwo ist dies relevanter als in Wien, einer Stadt, deren Kunst- und Kulturverständnis ebenso allgegenwärtig ist wie die Spuren der tiefen, vielfältigen und historisch gewachsenen Beziehungen zwischen Großbritannien und Österreich.
Die GAC hat auf ihrer Internetseite gerade einen faszinierenden Artikel über die in der Residenz ausgestellten Kunstwerke veröffentlicht, worunter sich ein unvollendetes Porträt von Lady Nugent, eine beeindruckende Installation von Edmund de Waal und alles mögliche andere von alten Stichen bis hin zu modernen Fotografien befindet.
Warum ich das schreibe? Jedes Jahr kommen Tausende von Gästen in die Residenz. Die Kunstwerke bieten eine Möglichkeit, mit anderen Gästen ins Gespräch zu kommen, und sie sagen etwas über uns aus: im konkreten Fall über die langjährigen Beziehungen zwischen Großbritannien und Österreich. Königin Victoria war zwar nie in Wien, hat Franz Joseph I. aber mehrmals in Frankreich getroffen. Worüber sie gesprochen haben, werden wir nie erfahren, aber es ist nicht auszuschließen, dass der Kaiser sich mit seiner gewohnten Floskel „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ verabschiedet hat. In der Tat.