Das Tageslicht schwindet, als unser Fahrzeug in den Tunnel einfährt. Vor uns liegt ein hoher, breiter Stollen, der in den Berg hineinführt. Betont werden seine immensen Ausmaße noch durch die weit in die Ferne reichenden Leuchtstoffröhren und die mächtigen Förderbänder, die Schutt von den Tunnelbohrmaschinen an die Oberfläche transportieren.
Wir besichtigen den Brennerbasistunnel, den mit 64 Kilometern längsten Eisenbahntunnel der Welt. Professor Konrad Bergmeister, Vorstand des Projekts, zeigt uns den zweiröhrigen Tunnel, durch den nach der Eröffnung 2025-26 Hochgeschwindigkeitszüge vor allem zwischen Deutschland und Italien verkehren werden, die Lastkraftwagen an Bord haben. Ziel ist es, die Zahl der Lkw zu verringern, die über den Brennerpass durch Österreich fahren. Derzeit, so versichert man mir, passiert alle zwölf Sekunden, 365 Tage im Jahr, ein Lkw den Brenner.
Große Bauprojekte beeindrucken mich immer, aber der Brennerbasistunnel ist besonders imposant. Nachdem wir mehrere Meilen unter der Erde zurückgelegt haben, ist die Luft warm (je tiefer man gräbt, desto wärmer wird es) und riecht intensiv nach Ammoniak, die Folge des Tunnelbauverfahrens. Wir sehen Abschnitte, die nach dem Ausbruch noch im Rohzustand sind, und Abschnitte, die mit Betonverkleidungen versehen wurden. Außerdem sehen wir Kavernen von der Größe einer Kathedrale, wo in einem Notfall Züge anhalten könnten, damit die Passagiere aussteigen und sich an die Oberfläche retten können.
Ich war Professor Bergmeister dankbar dafür, dass er mir den Brennerbasistunnel gezeigt und mir auch seine Nutzung nach der Fertigstellung erklärt hat. Ich wünsche ihm und seinem Team viel Erfolg für die Vollendung des Projekts und freue mich auf den Tag, an dem die schöne österreichische Gebirgslandschaft durch die Eisenbahn zumindest von einem Teil des heutigen Verkehrs entlastet wird.