“Soso”, sagt der Gast aus Großbritannien, “Sie wollen also in Niederösterreich wandern. Da ist es bestimmt ziemlich flach?”
“Er, nein,” sage ich. “Manche Gegenden von Niederösterreich sind flacher als andere in Österreich, aber Niederösterreich hat jede Menge Berge.”
Mein Gast sieht mich skeptisch an.
Niederösterreich ist das größte der neun österreichischen Bundesländer. Es umfasst das Umland von Wien, grenzt an Tschechien und die Slowakei und misst 19.000 Quadratkilometer – ähnlich wie Wales – wobei es große landschaftliche Vielfalt aufweist. Trotzdem ist die Idee, dass Niederösterreich ziemlich flach ist, bei ausländischen Besuchern irgendwie nicht aus den Köpfen zu kriegen.
Wie falsch diese Vorstellung ist, sehen Sie auf den Bildern, die ich neulich in den Ötschergräben aufgenommen habe – eine wilde Landschaft mit bizarren Felsformationen und Nebelschwaden, so dramatisch, wie man es sich nur wünschen kann. Noch dramatischer wurden die Bilder allerdings dadurch, dass es auf einer fünfeinhalbstündigen Wanderung fünfeinhalb Stunden regnete.
Die Moral der Geschichte: a) Niederösterreich ist ein wunderschönes Bundesland mit eindrucksvollen Landschaften, definitiv eine Reise wert; und b) Niederösterreich ist nicht „niedrig“. Und ein erstklassiges Wandergebiet.
Fußnote: Die Bezeichnungen “Niederösterreich” und “Oberösterreich” stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, als Oberösterreich – es erstreckte sich damals noch auf andere Gebiete, die heute nicht mehr dazu gehören – das Gebiet “oberhalb” der Enns bezeichnete, während „Niederösterreich“ unterhalb der Enns lag. Jetzt wissen Sie es.