Menschen werden aus ihrem heimatlichen Umfeld herausgerissen und illegal in eine fremde Umgebung oder ins Ausland gebracht. Dort zwingt man sie, ohne jeden Vertrag oder angemessene Bezahlung zu arbeiten.
Das ist moderne Sklaverei. Es gibt sie überall auf der Welt, auch in Europa, in großem Maßstab.
Nach Statistiken des in Wien ansässigen UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) sind 71% der Opfer Frauen, 63% der Menschenhändler sind Männer.
Die britische Premierministerin Theresa May ruft seit langem zu einem harten Vorgehen gegen dieses abscheuliche Verbrechen auf. Als Innenministerin verabschiedete sie in Großbritannien ein wegweisendes Gesetz gegen moderne Sklaverei, das neue Strafen für Täter sowie einen besseren Schutz der Opfer vorsieht.
Auf internationaler Ebene spielt das vom UNODC verwaltete UN-Übereinkommen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität (UNTOC) eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der modernen Sklaverei.
Modern slavery display at @UNODC in Vienna. The UK supports strong UNODC action against slavery pic.twitter.com/eNkpoqyV2C
— Leigh Turner (@LeighTurnerFCO) September 29, 2016
Das UNTOC soll die internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität fördern. Es verpflichtet alle teilnehmenden Staaten, ihr nationales Recht mit der UN-Konvention in Einklang zu bringen. Hierzu gehört auch das Vorgehen gegen zwei üble Kategorien des internationalen Verbrechens, die in engem Zusammenhang mit der modernen Sklaverei stehen: den Menschenhandel und die Schleusung von Migranten.
Vor kurzem habe ich als Leiter der britischen Delegation an der 8. Konferenz der UNTOC-Vertragsstaaten teilgenommen. Neben den zentralen Tagesordnungspunkten, zu denen auch praktische Maßnahmen gegen den Handel mit Schusswaffen gehörten, hatte ich den Vorsitz bei einer Podiumsveranstaltung zum Thema Menschenhandel. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Verband der Staatsanwälte (IAP) organisiert und befasste sich mit der Frage, wie man für Gerechtigkeit sorgen und erreichen kann, dass die Täter nicht mehr straflos davonkommen.
Bei dieser Veranstaltung berichteten Experten von ihren Erfahrungen bei der Bekämpfung des Menschenhandels in Asien und auf dem Balkan – zentrale Erscheinungsformen der modernen Sklaverei. Reformen der Justizsysteme haben es erfreulicherweise einfacher gemacht, gegen die Täter vorzugehen. In vielen Ländern, darunter auch Großbritannien, wurde also schon viel erreicht, aber es gibt immer noch viel zu tun. Ein wichtiger Schritt, den die internationale Gemeinschaft unmittelbar unternehmen kann, ist dafür Sorge zu tragen, dass geeignete Gesetze erlassen werden. Das UNODC konstatiert in seinem Globalen Bericht gegen den Menschenhandel 2016, dass die Zahl der erfolgreichen Verurteilungen zunimmt, je länger ein Land über spezifische Gesetze zur Bekämpfung des Menschenhandels verfügt. Noch immer gibt es fünf Länder ohne solche spezifischen Gesetze und 16 Länder mit lückenhafter Gesetzgebung.
Ich freue mich darauf, mit dem UNODC und Partnern in Wien weiter darauf hinzuarbeiten, dass der modernen Sklaverei ein Ende gesetzt wird, nicht nur in Großbritannien, sondern in ganz Europa und auf der ganzen Welt.